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Trolle, Fjorde und ein Postschiff - 24.12.2013 16:25

Fernsehsendungen für Segler

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24.12.2013 um 16:25
auf zdf_neo


Die Schiffe sind eine Legende. Sie fahren bis ans Ende der Welt, unermüdlich. Jeden Tag sind sie unterwegs und verbinden die kleinen und großen Orte an der nicht enden wollenden Küste Norwegens, bis weit jenseits des Polarkreises. Der unvorstellbar zerrissene Küstenstreifen wurde durch sie sicher und zu allen Jahreszeiten erreichbar - sowohl im polaren Winter wie zur Zeit der Mitternachtssonne. Früher war das eine Sensation, und heute ist es immer noch eine seefahrerische Leistung. Die Rede ist von den Hurtigrutenschiffen, die seit 1893 den hohen Norden mit entschlossener Regelmäßigkeit befahren, zunächst vorrangig beladen mit Postsäcken und heute mit natursehnsüchtigen Touristen, die der unnachahmlich raue Zauber des Landes in seinen Bann gezogen hat.

Mehr als 2000 Kilometer legen die Schiffe zurück, wenn sie von Bergen in den Norden starten, vorbei am weltberühmten Geirangerfjord, der alten Königsstadt Trondheim, den wild romantischen Lofoten und dem kargen Nordkap bis hin zum einsamen Kirkenes, dicht an der russischen Grenze.




Die filmische Tour in den Norden beginnt im Frühlingsmonat Mai in der alten Hansebastion Bergen. Es ist der Monat, in dem der Winter jenseits des Polarkreises noch seine letzten Rückzugsgefechte liefert, während im Süden bereits die ersten Blumen blühen - eine ideale Zeit, das Land Norwegen und die so freundlichen wie eigensinnigen Norweger kennen zu lernen.

Die Filmemacher Ulli Rothaus und Bodo Witzke sind mit zwei Kamera-Teams unterwegs, einem auf dem Hurtigruten-Schiff, und einem zweiten, das über Land reist. So gelingt es den Reportern und den erfahrenen Kameramännern Jürgen Rapp und Ralph Zeilinger, die spektakuläre Seereise mit ihren Höhepunkten zu dokumentieren und außerhalb des Schiffs bei Begegnungen mit Fischern, Extremsportlern, Ölarbeitern, Künstlern und deutschen Auswanderern ungewöhnliche nah an das Lebensgefühl des Nordens zu kommen. Sie erleben Typisches wie Ungewöhnliches, sie treffen Menschen, die von der Landschaft mit ihrer endlosen Wildheit genauso geprägt sind wie von dem früheren Fischreichtum und dem heutigen Ölboom.

Startpunkt der ersten Etappe ist Bergen, die Hafenstadt mit den romantischen alten Handelshäusern aus der Hansezeit. Im Stadtbild fallen Horden von Touristen in bunten Windjacken auf - sie alle warten auf dasselbe: auf ein Schiff. Sie warten auf die "MS Finnmarken" von der Hurtigruten-Reederei, die sie weit in den Norden bringen soll, dorthin, wo frühere Generationen das Ende der Welt vermuteten. Jeden Tag kommt eines der 13 Hurtigruten-Schiffe hier vorbei; sie sind unterwegs entlang der norwegischen Küste von Bergen bis Kirkenes und wieder zurück: insgesamt mehr als 4000 Kilometer.

Jeden Tag am Kai in Bergen: das Ende einer langen Reise und der Aufbruch in ein neues Abenteuer. Müde, aber mit glänzenden Augen verlassen die einen das Schiff, während die anderen voller Vorfreude an Bord drängen. Und schon bald heißt es: Leinen los, Richtung Norden, erst mal nach Ålesund, der eleganten Jugendstilstadt, vorbei an tausend Schären und Buchten, unaufhaltsam dem Polarkreis entgegen.




Misstrauisch beäugt von den Trollen, die, wie hier jeder weiß, die unwegsamen Gebiete beherrschen und sich über die ahnungslosen Touristen freuen, die die Wasserfälle bewundern, ohne zu wissen, dass das die Orte sind, wo die Trolle Wasser lassen. Und immer wieder bieten kleine Ausflüge ins Landesinnere überraschende Erlebnisse und Begegnungen.

Gleich hinter der Rosenstadt Molde zum Beispiel, da hausen wilde Kerle der besonderen Art:
Skafti Helgason und seine Wikingertruppe. Skaftis Frau und seine vier Kinder von fünf bis 19 - sie alle sind Wikinger von Herzen und aus Überzeugung. Mit selbst gewebtem Wolltuch, selbst geschnitzten Schwertern und aus Polen importiertem Schmuck.
Und jetzt veranstalten sie zum ersten Mal einen Wikingermarkt auf dem Gelände eines kleinen Freilicht-Museums. Aus ganz Norwegen wollen die Freunde des authentischen wilden Lebens anreisen. Bis spät in die Mittsommernacht wird heftig getrunken, gegessen und ins Horn geblasen, natürlich in den typischen Zelten.

An Bord der "Finnmarken" hat Magne Skjerdal alles im Griff. Als Tour-Guide ist er für alle kleinen und großen Sorgen seiner Gäste zuständig - bis hin zum Kampf gegen diejenigen, die glauben, mit ihren Jacken schon zeitig die besten Aussichtssessel belegen zu müssen. Aber die haben nicht mit Magne gerechnet, der im besten Skandinavier-Deutsch für Gelassenheit an den Panoramafenstern sorgt und Stuhlbesetzer zum sozialen Frieden nötigt - schließlich sind wir in Norwegen.

Trondheim, die alte prachtvolle Königsstadt, liegt vor dem Schiff. Inzwischen haben sich die Passagiere untereinander geoutet: die Wiederholungstäter, die über die verschiedenen Schiffe der Hurtigruten und die besten Reise-Jahreszeiten fachsimpeln, die alten Kriegsteilnehmer, die damals in Norwegen dabei waren und das Ganze ihren Enkeln zeigen wollen, die Zivilisationsmüden, die Natur pur wollen, allerdings am liebsten mit Vollverpflegung am Buffet.

Einige Kilometer landeinwärts geht's dagegen richtig wild und nass zur Sache. Bei Oppdal, in einem Skigebiet im Hinterland der Hurtigruten wohnt der junge Zeitungsjournalist Tore Meirik mit seiner kleinen Familie in einem typisch norwegischen Holzhaus.


Er ist ein kerniger Naturmensch, fährt gern und oft Ski, aber seine Leidenschaft gehört dem Kajak. Und dabei ist Tore ein ausgesprochener Freund der Senkrechten: Mit seinem Kajak befährt er keine normalen Flussläufe, sondern - Wasserfälle! Oder ganze Wasserfall-Kaskaden. Zusammen mit seinen Club-Kumpels stürzt er sich im Kajak senkrecht in die Tiefe, mit so mancher Schrecksekunde angesichts der ungewissen Erwartung, ob da unten auch alle wohlbehalten wieder auftauchen. Das Motto der Kajak-Freaks: je tiefer, desto lieber. Zehn oder fünfzehn Meter - da kommt Wasser runter und Freude auf.

Auf der Brücke der "Finnmarken" bei Kapitän Petersen herrscht volle Konzentration. Es geht durch den engen Stokksund, früher ein Schiffsfriedhof. Man meint, Grasbüschel von den Felsen links und rechts pflücken zu können. Unter den deutschen Gästen macht die Anekdote von Kaiser Wilhelm II. die Runde, einem ausgewiesenen Norwegen-Fan, der hier auf seiner Yacht nervös dem Lotsen in das Ruder greifen wollte.

Der schickte ihn mit der Bemerkung weg, hier helfe es nicht, der Kaiser zu sein, hier sei der Lotse der Chef. Später soll Majestät eine goldene Uhr geschickt haben. Von den Gästen an Bord der "Finnmarken" kommt keiner auf den abenteuerlichen Gedanken, dem Kapitän an den kleinen Joystick zu greifen, mit dem das 138 Meter lange Schiff gesteuert wird. Wenn hier einer das letzte Wort hat, dann ist es das High-Tech-Radarsystem.

Und draußen auf dem offenen Meer liegt eine besondere Insel: Lovund. Hier hat Hans Petter Meland das Sagen. Hans Petter hat als Lehrer angefangen - die halbe Insel ging bei ihm in die Schule. Dann sattelte er um, auf Lachszucht. In großen, runden Schwimmnetzen zwischen den Inseln wachsen die Lachse heran. Auf Lovund werden sie filetiert und für den Export vorbereitet.

Aber Hans Petter ist nicht nur Geschäftsmann und Inselpolitiker - er ist ein begeisterter Freizeitornithologe. Und mitten auf "seiner" Insel steht ein riesiger hutförmiger Felsen - Lieblings-Brutstätte der Papageientaucher. Immer wieder zieht es Hans Petter zu den putzigen Seevögeln, deren Beute, kleine Fische, ihnen rechts und links aus dem Schnabel hängen, wenn sie zu ihren Nistplätzen watscheln.

Am Polarkreis steigt dann Neptun an Bord der "Finnmarken" und quält die willig quietschenden Reisenden mit einer Eiswürfel-Taufe. Zur Belohnung gibt's ein Zertifikat, das allen beweist: Der Besitzer der Urkunde hat heldenhaft den Polarkreis überwunden. Das immerhin ist mehr, als mancher Stubenhocker zuhause von sich behaupten kann. Berge, Gletscher und Meer - diese einzigartige Kombination bietet der Svartisen-Gletscher. Ivar Sandland hat sein Hobby zum Beruf gemacht und führt kleine Gruppen zu einzigartigen Naturerlebnissen mit Kick - Gletscherklettern und Höhlenwanderungen. Auf dem Svartisen-Gletscher bietet er "Gletscher-Walks" und Advanced-Touren mit Eis-Klettereien an. Und es ist wirklich ein einzigartiger Ort; auch die Hurtigruten-Schiffe halten in der Nähe der Gletscherzunge, um den Passagieren einen Blick auf das bis ins Wasser reichende blaue Eis zu bieten. Gletscherzungen für alle - wenigstens von Bord aus.

Vorbei an Bodø, dem NATO-Stützpunkt, nimmt die "Finnmarken" Kurs auf die sagenumwobenen Lofoten. Obwohl es schon spät ist - jetzt geht niemand ins Bett. Es ist noch Frühjahr, aber die Sonne will nicht untergehen. Auf dem Weg nach Norden werden die Tage lang und länger, die Felsen schroff und schroffer. Schon bald beherrscht die Mitternachtssonne die Küste, das Schiff und die Reisenden.